Geschichte

Die Legende rund um Khaldi, tanzende Ziegen und Kaffee

eine Ziege vor Kaffeesträuchern

Irgendwo in den Wäldern rund um Bonga. Wir schreiben das 9te Jahrhundert. Heute wird der Ziegenhirte Khaldi mit der Entdeckung von Kaffee die Welt verändern.

Es ist bereits nach Mitternacht, doch Khaldi ist noch immer auf den Beinen. Normalerweise würde er sich schon längst, zusammengekuschelt im Reich der Träume befinden. Doch in dieser Nacht wollen seine Ziegen einfach nicht zur Ruhe kommen. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Während dem jungen Hirten immer wieder die Augen zufallen, tollen seine Ziegen wild umher und halten ihn dadurch wach. Sie tanzen um ihn herum und amüsieren sich dabei köstlich. So geht das die ganze liebe Nacht.

Am nächsten Morgen fällt Khaldi auf, dass seine nimmermüden Ziegen, immer wieder von den Früchten eines Strauches mit weißen Blüten und leuchtend roten Beeren fressen. Direkt nach dieser Mahlzeit sind sie besonders tanzfreudig und frech.

Bis hierher sind sich so ziemlich alle Varianten der äthiopischen Geschichte über die Entdeckung des Kaffees einig. Jedoch ab da haben sich unterschiedliche Varianten der Legende entwickelt. Die wichtigsten drei sind nachfolgend erzählt.

Version 1 – Khaldi als Solodarsteller

Kurzerhand probiert Khaldi selbst von den Beeren und bemerkt sofort die belebende und stimulierende Wirkung an sich. Genau das Passende nach dieser schlaflosen Nacht, denkt er sich. Die Kerne der Beeren spuckt er ins Feuer und sogleich verbreitet sich ein herrlicher Duft. Der einfache Ziegenhirte ist gerade im Begriff die Welt zu verändern, indem er die Kerne (= Kaffeebohnen) röstet und anschließend den ersten Kaffee der Welt brüht.

So soll Khaldi durch das Wahrnehmen des feinen Duftes die Idee des Kaffeeröstens entdeckt haben. Diese Version gefällt uns am wenigsten, obwohl sie natürlich bis zum „Kerne ins Feuer spucken“ absolut glaubhaft klingt.

Version 2 – Khaldi und die Mönche

In seiner Begeisterung eilt Khaldi ins naheliegende Kloster und erzählt seinem Freund, einem Mönch, von seiner Entdeckung. Dieser begleitet Khaldi zum wundersamen Strauch. Er pflückt einige Blätter, sowie grüne und rote Früchte. Zurück im Kloster versucht er daraus ein Getränk zu brühen. Dessen Konsum sorgt bei ihm ebenso für eine angenehme und belebende Wirkung. Schnell verbreitet sich das neue Rezept unter den Mönchen. Mit dem teeartigen Getränk aus den energetischen Blättern und Beeren haben sie nun endlich ein passendes Mittel gegen die Müdigkeit rund um die nächtlichen Andachten gefunden.

Nachdem die Geschichte des Tees bereits vor 5.000 Jahren begann und somit das Rezept aus Blättern, reifen und unreifen Früchten durchaus ins neunte Jahrhundert passen kann, ist dies wohl die glaubwürdigste Version aller Legenden rund um Khaldi und die Entdeckung der Kaffeepflanze.

Version 3 – Khaldi und seine Familie

Khaldi pflückt einige der Früchte und läuft damit rasch nach Hause zu seiner Familie. Seine Frau ist entsetzt von seiner Erzählung und wirft das Teufelswerk sogleich ins Feuer. Kurz darauf erfüllt ein verführerischer Duft nach frisch geröstetem Kaffee den Raum. Khaldi und seine Frau gießen Wasser über das Feuer, um die Früchte vor dem Verbrennen zu retten. Angeregt durch das kraftvolle Aroma des „frisch gebrühten“ Kaffees kosten sie von der entstandenen Brühe und erleben die glückspendende Wirkung von Kaffee.

In dieser Variante der Geschichte rund um Khaldi, die natürlich die unwahrscheinlichste darstellt, ist wohl die meiste Fantasie verpackt. Deshalb gefällt sie uns am besten und wir erzählen sie auch gerne bei unseren Führungen durch unser Kaffeegeschichte- und Röstmuseum.