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Würd‘ es mir fehlen, würd‘ ich’s vermissen?

altes Foto von Kindern

In Zeiten der Ausgangsbeschränkungen haben wir diesen Text von Theodor Fontane gefunden, indem er bei einem Frühstückskaffee die Bedeutung von vermeintlich Belanglosem hinterfragt.

Heute früh, nach gut durchschlafener Nacht
bin ich wieder aufgewacht.
Ich setzte mich an den Frühstückstisch,
der Kaffee war warm, die Semmel war frisch.
Ich habe die Morgenzeitung gelesen,
es sind wieder Avancements gewesen.
Ich trat ans Fenster, ich sah hinunter,
es trabte wieder, es klingelte munter,
eine Schürze beim Schlächter hing über dem Stuhle,
kleine Mädchen gingen nach der Schule –
alles war freundlich, alles war nett,
aber wenn ich weiter geschlafen hätt‘
und tät‘ von alledem nichts wissen…
Würd‘ es mir fehlen, würd‘ ich’s vermissen?

© Theodor Fontane (1819-1898), Autor