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Trink deinen Kaffee und ich sag dir, wer du bist

Les Amateurs de Café

Auch wissenswert: Aus welcher Gesellschaftsschicht jemand stammte, konnte Anfang des 18. Jahrhunderts auch anhand der Art des Kaffeekonsums erkannt werden.

Nur das aufkommende Bürgertum nutzte ein Kaffeegedeck, so wie wir es heute in Kaffeehäusern gewohnt sind. (obwohl mich manchmal die coffee-to-go-Kultur in dieser Aussage leicht verunsichert)

Bauern und Arbeiter hatten am Ende des 17. Jahrhunderts zum Frühstück noch die äußerst nahrhaften Bier- und Mostsuppen. Dieser frühmorgendliche Alkoholkonsum (trotz der Verwendung von Dünnbier) wurde verständlicherweise aber mit der Zeit durch Kaffee abgelöst. Vermutlich trug die daraus resultierende, durch den Kaffee gesteigerte Produktivität der Fabriksarbeiter auch zur Beschleunigung der industriellen Revolution bei. Bauern und Arbeiter löffelten daher meist auch ihren Kaffee (oft auch mit eingebrocktem Brot) aus dem Suppenteller.

Das Make-Up im Rokoko (Betonung der roten Lippen, roten Wangen und Augenbrauen und dazu zur Kontrastierung die Gesichtshaut weiß gepudert) führte dazu, dass der, um sein hitzeempfindlich geschminktes Gesicht, Angsthabende seinen Kaffee in die Untertasse goss, damit dieser (aufgrund der größeren Oberfläche) schneller abkühlen konnte. Daher trank der Adel seinen Kaffee also aus der Untertasse.

Somit verriet die Art und Weise, wie jemand seinen Kaffee trank (Kaffeegedeck, Suppenteller oder Untertasse), auch sogleich, welcher sozialen Schicht die Person angehörte.

„Trink deinen Kaffee und ich sag dir, wer du bist.“

volkstümliches Sprichwort im 18 Jhdt.

Das Beitragsbild „Les Amateurs de Café“ stammt von Louis-Léopold Boilly (1761-1845)

Die ursprünglich in einer Mappe von 94 humorvollen Lithographien von Boilly in den 1820er Jahren von François-Séraphin Delpech in Paris als Recueil de Grimaces (Portrait-Gruppen von vier oder fünf Köpfen mit übertriebener Mimik) veröffentlichte Zeichnung findet sich auch in unserem Kaffeemuseum.  Damit ist unser kleines Familienmuseum in berühmter Gesellschaft angekommen, sind doch Drucke aus dieser Serie auch in den Sammlungen viel bekannterer Museen zu finden, darunter der Louvre, das Metropolitan Museum of Art und der Library of Congress.

Louis-Léopold Boilly wurde als Trompe-l’oeil-Maler ausgebildet und zog im Jahr 1785 nach Paris. Er ist für seine Portraits und Genrebilder (Szenen aus dem Pariser Alltagsleben, politische Themen, Karikaturen und humoristische Lithographien) bekannt. Zu Lebzeiten waren seine akribisch realistischen Gemälde und seine Drucke in der Bevölkerung und unter Sammlern äußerst beliebt. 
Er stellte zwischen 1791 und 1824 im Salon de Paris aus und erhielt 1804 eine Goldmedaille. Im Jahr 1833 wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt und in das Institut de France aufgenommen, kurz danach fiel seine Arbeit jedoch in Ungnade.