Das Vertrauen wächst – Saatgut, Werkzeuge und Kooperativen für Kleinbäuerinnen in Oromia.
Sie plagen sich auf ihren kleinen Feldern, doch das Überleben wird immer schwieriger. Das Saatgut keimt schlecht und ist anfällig für Krankheiten. Oft gibt es kaum etwas zu ernten. Für alleinstehende Frauen ist es besonders schwierig. Ohne Unterstützung kämpfen sie jeden Tag aufs Neue für das Überleben ihrer Familien.
Hochwertiges, keimfähiges Saatgut für den Anbau von Zwiebeln und Kartoffeln kann den Frauen helfen, ihr Leben zu verbessern. Sie lernen, Saatgut zu vermehren, sodass sich wiederstandsfähige, lokal angepasste Sorten entwickeln. Geeignetes Werkzeug erleichtert die Feldarbeit und der Zusammenschluss zu Frauenkooperativen eröffnet neue Wege. DAS VERTRAUEN WÄCHST, dass die Saat aufgeht.
Der Willkür augeliefert
„Alles, was ich auf unserem Feld ernte, brauche ich, um mich und meine Kinder zu ernähren. Wenn ich ein Kind in die Schule schicken möchte, muss ich etwas von der Ernte verkaufen – dann haben wir weniger zu essen. Und wenn jemand in der Familie krank wird und wir ein Medikament kaufen müssen, dann hungern wir alle.“
Tamirat Benka ist Kleinbäuerin. Mit ihren vier Kindern lebt sie in einem abgeschiedenen Dorf in der Provinz Oromia, im Rift Valley. Ein kleines Stückchen Land in der Größe eines viertel Hektars ist alles was sie hat, um sich und ihre Kinder zu versorgen. Als vor einiger Zeit gleich zwei ihrer Kinder krank wurden, musste sie einen Teil der ohnedies kargen Ernte an einen Händler verkaufen. Dabei erlebte sie eine böse Überraschung:
„Wir hatten uns schon auf einen Preis geeinigt, aber am nächsten Tag ließ mir der Händler ausrichten, dass er mir nur noch die Hälfte für meine Zwiebeln bezahlen werde. Drei Tage lang habe ich vergeblich versucht, jemanden zu finden, der mir einen gerechten Preis für meine Ernte bezahlt, aber es war umsonst. Am vierten Tag nahm ich das Angebot an. Was hätte ich machen sollen?“
Das Vertrauen wächst – Saatgut Oromia
Hunger in der Wiege der Menschheit …
Dabei kann das am Horn von Afrika liegende Äthiopien auf ein kulturell und landschaftlich reichhaltiges Erbe zurückblicken, hier finden sich die Ursprünge der Menschheit, des Kaffees und des Blauen Nils. Hohe Berge und Bodensenken weit unterhalb des Meeresspiegels formen Landschaften von atemberauber Schönheit.
Beschwerlich und körperlich anstrengend jedoch ist das Leben in den abgelegenen ländlichen Gebieten des Rift Valleys, jenem 6.000 km langen gewaltigen Riss in der Erdkruste, der auch als ostafrikanischer Graben bezeichnet wird. Jeder vierte Haushalt wird hier von einer Frau geführt. Bewaffnete Konflikte mit Eritrea Ende der 1990er Jahre, aber auch die Landflucht der Männer auf der Suche nach Arbeit haben in den Familien Spuren hinterlassen. Eine Bäuerin fügt hinzu:
„Die Männer sind gegangen, doch der Hunger bleibt.“
… denn die Saat geht nicht mehr auf
Alleine gelassen im täglichen Bemühen ums Überleben kämpfen Frauen wie Tamirat auch damit, dass das verwendete Saatgut immer schlechter keimt und die Ernte von Jahr zu Jahr zurückgeht. Bevor speziell gezüchtete Hybridsorten begannen, die lokalen Sorten zu verdrängen, war es Tradition, dass Bäuerinnen und Bauern einen Teil der Ernte zurückbehielten, um ihn als Saatgut in der nächsten Saison wieder auszusäen. So entwickelten sich lokal angepasste Sorten, die optimal auf die jeweiligen Böden und das Klima abgestimmt waren. Die Projektleiterin Rahel Bekele von OXFAM:
„Hybridsorten liefern hohe Erträge. Allerdings nur im ersten Jahr der Aussaat! Versucht der Bauer oder die Bäuerin einen Teil der Ernte erneut auszusäen, kommt das böse Erwachen. Viele Sorten sind so gezüchtet, dass ihre Samen nicht oder nur in geringem Maße keimfähig bzw. vermehrbar sind. Die meisten bäuerlichen Familien sind reine Selbstversorger und haben kein Geld, um sich jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen und so verwenden sie dieses ungeeignete Saatgut weiter und die Ernten fallen von Jahr zu Jahr schlechter aus. Für die Menschen ist das eine Katastrophe.“
Überwältigendes Ergebnis
Gannat Bariso lebt mit ihrer Familie in Gabelto Kebele. Sie nahm an einem umfangreichen Programm zur Verbesserung ihrer Lebenssituation teil. [OXFAM setzt gemeinsam mit der lokalen Organisation Rift Valley Children and Women Development Organisation (RCWDO) seit 2007 Maßnahmen zur Unterstützung armer Bauernfamilien. Die Projektaktivitäten umfassen Wassermanagement, Saatgutvermehrung, Bildung von Kooperativen, Zugang zu Kleinstkrediten und Erschließung neuer Absatzmärkte.] Gannat Bariso berichtet:
„Ich war eine der ersten Frauen in unserem Dorf, die gutes und vor allem keimfähiges Saatgut verwenden konnte. Bei der letzten Ernte habe ich bereits 1.400 Kilo Kartoffeln geerntet, das ist doppelt so viel wie in den Jahren davor. 400 Kilo behielt ich für unsere Mahlzeiten und 1.000 Kilo habe ich um 2.000 Birr (umgerechnet etwa 86,- Euro) verkauft. Jetzt haben wir eine verlässliche Einkommensquelle und ich bin der beste Beweis dafür, dass die Unterstützung von uns Frauen ein guter Weg ist, um das Leben zu verbessern.“
Vom Saatgut bis zum Keimling
Aufbauend auf den gewonnenen Erfahrungen sollen 5.000 Familien, von denen fast alle selbstversorgend sind, die Chance erhalten, ihre Lebenssituation zu verbessern.
Wir haben einen Teil des Projekts mitfinanziert, um die Situation jener Frauen zu verbessern, die ihre Familien alleine versorgen müssen. Bäuerinnen wurden daher in der Produktion qualitativ hochwertigen Saatguts ausgebildet. Im Vordergrund standen dabei ertragreiche und begehrte Arten wie Kartoffeln und Zwiebeln, die sich am Markt gut verkaufen lassen. Außerdem können sie auf den kleinen Feldern in der unmittelbaren Nähe der Häuser angebaut werden. Saatgutüberschüsse werden an andere Bauernfamilien abgegeben.
Langfristig sollen alle Familien im Projektgebiet Zugang zu keimfähigem und lokal angepasstem Saatgut erhalten. Neben hochwertigem Saatgut für die Saatgutvermehrung (Zwiebeln und Kartoffeln) erhielten die Frauen eine kleine Starthilfe in Form von landwirtschaftlichem Werkzeug (Scheibtruhen, Rechen, Sicheln, Spaten, Hauen). Zusätzlich profitieren die Frauen von den Vorteilen der Kooperativen. Sie können Lagermöglichkeiten für ihre Ernten nutzen, um den günstigsten Zeitpunkt für den Verkauf abzuwarten und erzielen gemeinschaftlich für ihre Ernten bessere Preise.
Fotos: © OXFAM (Da wir die sozialen Projekte nicht selbst betreuen und besuchen, ist der Projektträger die Quelle und Eigentümer der Fotos)
Projektbeschreibung: © Entwicklungshilfeklub
KAFFEELAND HAINISCH in Zusammenarbeit mit Entwicklungshilfeklub, OXFAM und Rift Valley Children and Women Development Organisation (RCWDO – Durchführung im Einsatzgebiet)