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Wasser für Hirtenfamilien in Arda-Olla (Äthiopien / IDURUS)

Projektgrafik Wasserrückhaltebecken

Regen und Leben – ein Wasserrückhaltebecken für Hirtenfamilien

Wenn die Hirten im Süden Äthiopiens mit ihren Herden in der Trockenzeit auf der Suche nach Weideland und Wasser unterwegs sind, ist das Leben für die in den Dörfern verbleibenden Frauen und Kinder selbst in guten Regenjahren hart. In Dürrejahren ist es fast unmöglich. Wasser muss bei einer Pumpstation gekauft werden, und oft bleibt kein Geld mehr, um Lebensmittel und die Dinge des täglichen Bedarfs zu erwerben.
Ein Wasserrückhaltebecken kann den jährlichen Trockenmonaten und den häufigen Dürreperioden den Schrecken nehmen: Es füllt sich in der Regenzeit und deckt den Bedarf an Trink- und Nutzwasser für Menschen und Tiere, wenn Brunnen und Tümpel ausgetrocknet sind. REGEN UND LEBEN gehören für die Menschen in Dürregebieten untrennbar zusammen.

Eine Sache der Mädchen
„Meine Schwester und ich gehen in der Früh eine Stunde bis zur öffentlichen Wasserstation. Dort warten wir viele Stunden, bis wir an der Reihe sind, um unsere Kanister zu füllen und zu zahlen. Das machen wir alle drei Tage. Manchmal gehen wir nicht, weil unsere Mutter kein Geld mehr hat. Dann haben wir nichts zu trinken, so wie wir nichts zu essen haben.“
Die beiden Schwestern sind 11 und 13 Jahre alt. In den meisten Familien sind es die Mädchen, die fürs Wasserholen zuständig sind. Die Mütter bleiben bei den kleinen Kindern zu Hause oder sie sammeln Feuerholz. Die Männer und Buben sind mit den Herden unterwegs. Sie werden erst nach einigen Monaten heimkehren, denn sie sind nomadische Hirten und es ist gerade Trockenzeit.

Regen und Leben – Wasser für Hirtenfamilien in Arda Olla

Frau mit Baby an Strauch
Menschen vor den Gebeinen ihrer Tiere
Herden auf Wanderung
Frauen und Kind hinter Wasserkanister
Mädchen am Weg zu Trinkwasser
Wasserrückhaltebecken wird vermessen
Männer am gefüllten Wasserrückhaltebecken
Frauen und Mann am Wasserbrunnen
Mädchen trägt Wasserkanister am Rücken
Frau mit Kindern geht durch ausgetrocknetes Gebiet
Frau melkt Kuh
Frauen mit Eseln am Brunnen
Frau mit Baby an Strauch Menschen vor den Gebeinen ihrer Tiere Herden auf Wanderung Frauen und Kind hinter Wasserkanister Mädchen am Weg zu Trinkwasser Wasserrückhaltebecken wird vermessen Männer am gefüllten Wasserrückhaltebecken Frauen und Mann am Wasserbrunnen Mädchen trägt Wasserkanister am Rücken Frau mit Kindern geht durch ausgetrocknetes Gebiet Frau melkt Kuh Frauen mit Eseln am Brunnen

Genug Regen wenn er fällt
Der Süden Äthiopiens bietet den hier lebenden Menschen eine sehr unsichere Lebensgrundlage. Die Niederschlagsmenge ist in normalen Jahren mit 400 bis 600 Millimetern nicht so schlecht. Die große Regenzeit ist zwischen März und Mai, die kleine zwischen September und November. Aber der Regen kommt immer unregelmäßiger und bleibt manchmal ganz aus.
Während der Dürre der Jahre 2010 und 2011 verloren die Familien viele Tiere, manche sogar ihre ganze Herde. Noch bevor sich Menschen und Tiere von der Krise erholt hatten, kam 2014 die nächste Katastrophe. Nach zu häufigen Dürren erholt sich die Natur nur langsam, Erosion setzt ein, Weideflächen werden spärlicher.
Die Hirten müssen daher auf ihren Wanderungen ihre Herden, meist Rinder, in immer entferntere Gegenden treiben. Dabei kommt es oft zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Bewohnern und Bauern der dortigen Dörfer, die zwar mehr Weideflächen und Wasser, aber nicht unbedingt einen Überfluss haben.

Mais und Tee, aber nicht jeden Tag
Der Leiter des Projekts ergänzt den Bericht der oben zitierten Schwestern:
„Die beiden Mädchen schleppen alle drei Tage 100 Liter Wasser zum Trinken, Kochen, Waschen und zur Körperpflege nach Hause. Sie haben dafür umgerechnet 1,50 Euro bei der Pumpstation bezahlt. Durch den Verkauf von Feuerholz oder Holzkohle hat die Mutter das Geld aufgetrieben, das auch für den Ankauf von Lebensmitteln reichen muss. Die Mahlzeiten bestehen meist aus gekochtem Mais und starkem Tee. Manchmal werden ein oder zwei Fasttage eingeschoben. Wenn die Männer die Herden durchgebracht haben und zurückkommen, geht es besser. Da gibt es Milch, und wenn ein Tier geschlachtet wird, auch Fleisch sowie Häute, Hörner und Knochen, die verwendet werden. Vor allem bringt der Verkauf von einzelnen Tieren Geld. Die Tiere sind der einzige Reichtum einer Familie.“

Ein Rückhaltebecken mit Regenwasser
Aus dem Erdreich ausgehobene Becken, die sich in der Regenzeit füllen, sichern bereits in anderen Gebieten Afrikas die Wasserversorgung und damit das Überleben von Menschen und ihren Tieren während der jährlichen Trockenmonate und in Zeiten der Dürre.
Dieses Projekt soll das nun auch in Arda-Olla ermöglichen – für Menschen, die nie wissen, wie und ob sie das Jahr überstehen werden.
Das Wasserrückhaltebecken, in der Landessprache Haro genannt, dieses Projekts (welches wir finanziell unterstützen) wird für die Bewohnerinnen und Bewohner von Arda-Olla errichtet. Im Dorf selbst und in mehreren Nebensiedlungen leben 823 Familien, etwa 5.500 Menschen. Als Standort wurde eine Geländesenke mit einem leichten Gefälle gewählt, damit Wasser aus einem größeren Umkreis zufließen kann. Das stellt sicher, dass sich das Becken auch in niederschlagsarmen Jahren füllt. Das Becken hat eine Ausdehnung von 100 mal 90 Metern und ist 3 Meter tief. Von dem gesammelten Wasser werden in den Trockenmonaten je etwa 10 Prozent verdunsten und versickern, der Rest steht den Familien zur Verfügung. Zusätzlich wird auf dem Gelände ein mit einem Sandfilter versehener 10.000-Liter-Tank errichtet, der mittels einer solar- oder dieselbetriebenen Motorpumpe gefüllt wird und aus dem dann das Trinkwasser entnommen wird. Aus einer Tränke neben dem Becken kann das Vieh mit Wasser versorgt werden.

Wasser und noch viel mehr
Die Sicherung der Wasserversorgung während der Trockenmonate soll langfristig auch zu einer allgemeinen Verbesserung der Lebensbedingungen der Hirtenfamilien führen:
Mehr Wasser. Derzeit haben die Familien maximal 5 Liter pro Person und Tag für alle Bedürfnisse zu Verfügung. Nach internationalen Standards für dieses Gebiet sollten es mindestens 15 Liter sein.
Mehr Gesundheit. Mehr und gefiltertes Wasser verringert die Gefahr von Krankheiten.
Mehr Essen. Da die Familien kein Wasser mehr kaufen müssen, bleibt mehr Geld für Lebensmittel, Medikamente und die Dinge des täglichen Bedarfs.
Mehr Zeit. Derzeit legt jedes wasserholende Familienmitglied durchschnittlich 5 km zurück. Mit einem Becken im Dorf sind es weniger als 1,5 km.
Mehr Schule. Kinder werden nicht mehr vom Schulbesuch abgehalten, wenn das Wasserholen nicht ganze Tage beansprucht.
Mehr Familie. Mehr Wasser auch für die Tiere verkürzt die jährlichen Wanderungen mit den Herden.
Mehr Zukunft. Menschen, deren Existenz besser abgesichert ist und die nicht mehr hungern, haben mehr Möglichkeiten, sich für weitere Entwicklungsmaßnahmen einzusetzen.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unserer Projektpartner sichern die begleitenden Maßnahmen ab, die dank des Wasserrückhaltebeckens und der damit verbundenen Impulse im Gemeinschaftsleben der DorfbewohnerInnen möglich werden:
Aufforstung, Kampf gegen Abholzung und Erosion, Bildung von Gesundheitskomitees, Ausbildung von Veterinärhelfern, Latrinen und andere Hygienemaßnahmen, Trockenfeldbau, Konfliktprävention bei den Wanderungen der Hirten.

Fotos: © Misereor, IDURUS Development and Welfare Association (Da wir die sozialen Projekte nicht selbst betreuen und besuchen, ist der Projektträger die Quelle und Eigentümer der Fotos)
Projektbeschreibung: © Entwicklungshilfeklub
KAFFEELAND HAINISCH in Zusammenarbeit mit Entwicklungshilfeklub, Misereor, IDURUS Development and Welfare Association (Durchführung im Einsatzgebiet)

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