Gesundheitsversorgung für indigene Gemeinden
Krank zu werden stürzt indigene Familien im Hochland von Los Altos in Guatemala in eine prekäre Situation. Krankenhäuser und Ärzte gibt es in dieser abgelegenen Gegend nur wenige. Zudem sind die meisten Familien so arm, dass sie sich eine Behandlung und teure Medikamente ohnehin nicht leisten könnten. Selbst leichte Erkrankungen sind eine ernsthafte Gefahr, die besonders für Kinder tödlich sein kann.
Durch den Einsatz von Gesundheitshelferinnen kann medizinische Versorgung auch zu den Menschen in den entlegensten Dörfern gebracht werden. Bei regelmäßigen Besuchen in den Dörfern können Krankheiten rasch erkannt und behandelt werden. Dabei nutzen die Gesundheitshelferinnen insbesondere ihr HEILENDES WISSEN beim Einsatz traditioneller Heilpflanzen als Ergänzung zu klassischen Medikamenten.
In Abgeschiedenheit und Armut
„Die indigenen Familien in den Dörfern des Hochlandes sind abgeschnitten von allem. Es gibt hier oben keine staatliche Gesundheitsversorgung, man muss tagelange Fußmärsche auf sich nehmen, um das nächste Krankenhaus oder den nächsten Arzt zu erreichen. Außerdem sind sie arm, kaum jemand kann sich teure Medikamente leisten. Viele Verletzungen und Krankheiten bleiben deshalb oft unbehandelt. Durchfall, Typhus, Erkältungs- und Lungenkrankheiten werden so schnell lebensbedrohlich. Besonders für die Kinder ist das sehr gefährlich, sie sind oft unterernährt und können daran sterben“, berichtet Manuela Tzul Alvarado. Sie stammt selbst aus einem jener abgelegenen Dörfer, ist Krankenschwester und eine der Verantwortlichen für die Ausbildung der Gesundheitshelferinnen in der Diözese Los Altos.
Land der Gegensätze
Guatemala gehört zu den Ländern mit den weltweit größten Gegensätzen zwischen Arm und Reich. Die ungleichen Lebensbedingungen zeigen sich unter anderem sehr deutlich in der Gesundheitsversorgung: Während sich einige wenige Reiche private Gesundheitsdienste leisten können und bestens versorgt sind, sind die staatlichen Gesundheitseinrichtungen, auf die der Großteil der Bevölkerung angewiesen ist, völlig unzureichend oder einfach nicht vorhanden.
So ist es auch der Fall für die indigenen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Los Altos, die auf über 1.000 Metern Höhe von den kargen Erträgen ihres wenigen Lands leben. Abgeschnitten von jeglicher Versorgung, oft ohne Zugang zu sauberem Wasser und vom Staat praktisch vergessen. Die Sterberate von Kindern unter fünf Jahren ist hier eine der höchsten weltweit.
Hoffnung durch Gesundheitshelferinnen
Leider ist das staatliche Gesundheitssystem in Guatemala aufgrund enormer Verschuldung und Korruption in den letzten Jahren immer tiefer in die Krise geraten. Die Gesundheitsversorgung hat sich drastisch verschlechtert, und Medikamente sind noch teurer geworden. Um diese gravierende Versorgungslücke zu schließen und den Menschen rasch und wirksam helfen zu können, hat die Diözese Los Altos in den vergangenen Jahren einen flächendeckenden Basisgesundheitsdienst aufgebaut. Die Ausbildung von Gesundheitshelferinnen ist dabei ein zentrales Element. Sie leisten Erste Hilfe, führen Impfungen durch, beraten die Familien in Gesundheitsvorsorge, Hygiene und gesunder Ernährung, und sind auch als Geburtshelferinnen im Einsatz.
Heilen mit einfachen Mitteln
Ein wichtiger Schwerpunkt des Programms ist die Verwendung von traditionellen Arzneimitteln aus Heilpflanzen. Als Ergänzung zu teuren klassischen Medikamenten können diese einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit leisten, wie Manuela Tzul Alvarado weiß: „Hier wachsen viele Heilpflanzen. Die kosten nichts, und ich zeige den Familien, wie man sie nutzt. So stellen wir zum Beispiel Salbe mit Ringelblumen her, um Hautverletzungen zu behandeln, oder Tee aus Fenchelsamen gegen Erkältungskrankheiten und Husten. Bauchschmerzen behandeln wir mit einem Extrakt aus verschiedenen Kräutern und Früchten, der fast immer wirkt“, berichtet sie aus jahrelanger Erfahrung über das Heilen mit einfachen Mitteln.
Heilendes Wissen
Gesundheitsdienst für die Armen
Die Diözese Los Altos ist seit 1985 das regionale Zentrum, von dem viele positive Veränderungen ausgegangen sind. Das damals begonnene Gesundheitsprogramm wurde inzwischen auf 48 ländliche Gemeinden ausgedehnt und erreicht mittlerweile mehr als 30.000 Menschen. Eine große Zahl Gesundheitshelferinnen wurde bereits ausgebildet und ist regelmäßig im Einsatz. Hausapotheken wurden eingerichtet, welche Medikamente zu vergünstigten Preisen ausgeben. Einige Familien haben Kleingärten angelegt und so ihre Ernährung verbessert. In fünf Gemeinden haben sich außerdem Komitees zusammengeschlossen, die sich bei staatlichen Stellen für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Los Altos einsetzen.
Wirksam und leistbar
Mit dem Programm wird ein Gesundheitskonzept verfolgt, das den Menschen und seine Umwelt als Ganzes sieht und vielfältige Ausgangspunkte zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten anbietet. Insbesondere die Tradition der indigenen Naturheilverfahren als wichtige und preisgünstige Ergänzung zur Schulmedizin hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen. Langfristig werden durch diesen Ansatz in den Gemeinden das nötige Wissen und die Fähigkeiten verankert, welche den Familien ermöglichen, auch ohne die Begleitung durch das Projekt ihre Gesundheit zu schützen.
Nachhaltig die Gesundheit schützen
Mit diesem Projekt sollen nun die bereits aufgebauten Strukturen gestärkt und erweitert werden, um die Gesundheitsversorgung für die 130 Familien in den 48 Gemeinden dauerhaft zu sichern. Hierzu sind folgende Maßnahmen notwendig:
– Weiterbildung von 175 Gesundheitshelferinnen: damit sie erste Hilfe leisten und die Familien zu Themen wie Krankheitsvorbeugung, Ernährung und Hygiene beraten können. Sie führen zudem Impfungen durch, begleiten PatientInnen in schwierigen Fällen ins nächstgelegene Krankenhaus und sind als Geburtshelferinnen tätig.
– Herstellung und Verkauf von naturmedizinischen Produkten: Ein Schwerpunkt der Schulungen für die Gesundheitshelferinnen ist die Anwendung traditioneller Heilpflanzen. Sie lernen, wie sie diese zu wirkungsvollen naturmedizinischen Produkten verarbeiten, welche sich auch ganz arme Familien leisten können.
– Anlegen von Kleingärten: 130 Familien erhalten die notwendigen Mittel zum Anlegen von Kleingärten, in denen sie Obst und Gemüse zur Verbesserung der Ernährung sowie Heilpflanzen anbauen. So tragen sie aktiv zur Vorbeugung von Krankheiten bei.
Mit unserem Betrag wollen wir beitragen, für eine Gemeinde den Zugang zu Gesundheitsversorgung zu sichern. Damit kann die Ausbildung und der Einsatz von Gesundheitshelferinnen sowie der Zugang zu leistbaren Medikamenten ermöglicht werden. Auch die nötigen Geräte und das Saatgut zum Anlegen von Heilkräuter- und
Gemüsegärten werden mit unserem Beitrag gedeckt.
Fotos: © Misereor (Da wir die sozialen Projekte nicht selbst betreuen und besuchen, ist der Projektträger die Quelle und Eigentümer der Fotos)
Projektbeschreibung: © Entwicklungshilfeklub
KAFFEELAND HAINISCH in Zusammenarbeit mit Entwicklungshilfeklub, Misereor, Erzdiözese Los Altos (Durchführung im Einsatzgebiet) und Sr. Imer Vinicio Vásquez Velásquez (Projektkoordination)